Diese Impulspost "Trauer mit mir" der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bietet praktische Hilfen für Tröstende und Trauernde, von der Checkliste für Beerdigungen über Links zu Büchern und Gebeten bis hin zu Formulierungen für Kondolenzschreiben

https://trauermitmir.de/home.html

Spickzettel für den Umgang mit Trauernden

· Über den Verstorbenen reden, seinen Namen nennen (das gibt Menschlichkeit & Würde)
· Da-Sein und Mit-Aushalten („Wenn du magst, nehme ich dich in den Arm, wir müssen auch nicht reden“)
· Die Initiative ergreifen mit konkreten Vorschlägen („Was hälst du von einem Spaziergang, einem Kinobesuch, einem Treffen im Café,
einer gemeinsamen Mittagspause?“)
· Weniger reden, mehr zuhören (nicht zu viel von eigenen Erfahrungen sprechen, Trauer lässt sich nicht so einfach vergleichen)
· Es ist ok, wenn Sie unsicher sind, Sie dürfen das auch sagen („Ich weiß keinen Rat, aber ich bin für dich da“)
· Sie dürfen auch sagen, wenn Ihnen die Worte fehlen („Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“)
· Stille aushalten, Weinen auch (schöne Taschentücher bereithalten)
· Den Verlust nie kleinreden
· Launen aushalten, nichts persönlich nehmen
· Wichtige Daten merken, Textnachricht schreiben, anrufen, Karte schreiben, Blumen schenken (z.B. Geburtstag / Todestag / Hochzeitstag des Verstorben)
· SIE sollten sich regelmäßig melden, den Kontakt herstellen („Wie geht es dir heute?“)
· Einfach mal so melden („Ich habe gerade an dich gedacht und wollte dir kurz schreiben“)
· Praktische Hilfe anbieten (Gartenarbeit, Hund ausführen, Essen kochen, Putzen, Abwasch machen, Post erledigen, Fahrdienst, Begleitung bei Erledigungen)
· Einkaufen gehen („Bin gerade im Supermarkt, soll ich dir was mitbringen?“)
· Floskeln trösten nicht!
· Schuld nicht hartnäckig ausreden
· Den Trauernden niemals aushorchen
· Haben Sie einen langen Atem. Auch nach einem Jahr, nach 5 Jahren, nach 30 Jahren ist der geliebte Mensch immer noch tot. Und auch wenn die Trauer sich verändert, so hat der Trauernde es sein Leben lang verdient, in seinem Schmerz gesehen zu werden. Immer wieder.
· Ratschläge sind auch Schläge.
· Trauernde haben einen Menschen verloren, nicht den Verstand!
· Wichtig: Auch für sich selbst sorgen! Entspannen und Kraft auftanken!

Trauer ist viel mehr als traurig sein!

Zu trauern kann auch bedeuten …

… selbst nach Jahren Tage zu haben, an denen der Schmerz mich völlig
umhaut.

… belastende Gedanken und Bilder im Kopf nicht loszuwerden.

… davon auszugehen, nie wieder glücklich zu werden.

… mich vom Schicksal absolut betrogen zu fühlen.

… mich selbst nicht mehr ausstehen zu können.

… mich wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen.

… niemandem zur Last fallen zu wollen.

… die Wochenenden als schlimmste Zeit der Woche zu erleben.

… mich wie amputiert zu fühlen.

… sehr dünnhäutig zu sein.

… nicht mehr (r)ausgehen zu wollen.

… mit niemandem mehr über meine Trauer reden zu wollen.

… keine Fragen über meine Familie beantworten zu wollen.

… für nichts mehr dankbar sein zu wollen.

…, dass es mir egal ist, ob ich lebe oder tot bin (was nicht bedeutet, dass ich sterben will)

…, dass ich wieder so funktionieren möchte wie früher.

… mir zu wünschen, meine Freunde würden an Todes- und Geburtstagen an meinen Verstorbenen denken.

… mir zu wünsche, meine Freunde würden öfter über meinen Verstorbenen sprechen. Auch nach Jahren.

Quelle: Iris Willecke & Antje Stengel Halbach

Trostmomente

Für Trauernde nicht nur in der herausfordernden Advents- und Weihnachtszeit

Kleine Auszeiten sind wichtig. Zeiten, die nur Ihnen gehören, auch wenn alle Menschen um Sie herum gerade feiern.

Eine Idee wäre, sich bereits morgens auf der Bettkante zu überlegen, was Sie sich heute Gutes tun könnten. Nur für sich, auch wenn es noch so klein und unscheinbar erscheint.

Was hat Ihnen früher gutgetan?
Was können Sie jetzt und gerade heute noch davon ertragen?
Ein entspannendes Schaumbad mit einem schönen Duft?
Ihre Lieblingsmusik bei einer warmen Tasse Tee/Kaffee?
Ein Glas Wein bei Kerzenschein?

Vielleicht kaufen Sie sich im Bio-Laden oder in der Apotheke ein hochwertiges Aromaöl. Testen Sie sich durch die einzelnen Düfte und Duftkompositionen, vielleicht finden Sie etwas, das sofort ein schönes Gefühl in Ihnen hervorruft oder eine besondere Erinnerung. Mit einem Duftstein können Sie den Duft immer dort verbreiten, wo es Ihnen gerade guttut.

Vielleicht gehen Sie regelmäßig raus.
Eine kleine oder eine große Runde? Einen bekannten oder einen neuen Weg? Mit dem Fahrrad? Mit einem vertrauten Menschen? Bei Wind und Wetter.
Frische Luft und Tageslicht ebenso wie Bewegung kann Ihnen neue Kraft geben und frischen Mut.

Vielleicht möchten Sie etwas Kreatives machen?
Eine Kerze gestalten? Eine Fotocollage? Ein Stück Holz bearbeiten?
Ein Gedicht schreiben? Ein Stück Ton formen? Einen Linolschnitt anfertigen? Ein Stück Stoff besticken? Ein Bild malen?

Wenn Sie in solchen Momenten versuchen, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, auf das was Sie gerade tun, was Sie gestalten, was Sie mit Ihren Sinnen wahrnehmen, dann können diese Momente wahre Inseln werden, die Ihnen ein bisschen Kraft und Energie spenden.

Sie selbst wissen am besten, was Ihnen guttut. Versuchen Sie es einmal.

Entspannungsideen

Thymusdrüse (Glückspunkt) massieren, ca. 30 Sekunden, dabei bewusst und entspannt atmen
– mit den Zeigefingern, mit den Fingerspitzen oder mit der ganzen Hand.
- sorgt für Regeneration und mehr Lebensenergie

Alternativ für ca. 30 Sekunden mit der Faust rhythmisch leicht auf das Brustbein klopfen, dabei bewusst und entspannt atmen

Entspannt auf einen Sessel oder Stuhl setzen
Den rechten Fuß über den linken Fuß legen,
die Arme ausstrecken und die rechte Hand über die linke Hand legen,
die Finger verschränken und ca. 1 Minute lang bewusst atmen

Meditative Musik zum Einschlafen bzw. zum Wiedereinschlafen mitten in der Nacht hören

Alternativ Lieblingsmusik – Musical, Konzert oder ähnliches

Einen Handschmeichler nachts am Bett, tagsüber in der Hosen- oder Handtasche bei sich tragen
z.B. einen Schutzengel, einen Kraftstein oder vielleicht etwas, was an den Verstorbenen erinnert.
Bei einem metallenen Objekt ist das Schöne, dass sich z.B. der Engel immer mehr erwärmt, je länger man ihn in der Hand hält

Sich ein Thema aussuchen und das gesamte Alphabet durch einen Begriff dazu finden.
Das funktioniert sehr gut mitten in der Nacht, wenn man aufwacht und nicht aus Gedankenspiralen herauszukommen scheint.

Im Bett hin- und herwälzen hilft beim Stabilisieren, baut eine Schutzschicht gegen Trauma auf.

Der Angst einen Namen geben und (im Kopf) mit ihr sprechen.

Morgens im Spiegel zu sich selbst lächeln, das schüttet Glückshormone aus
Wenn Ihnen das schwerfällt, probieren Sie, dazu eine Zahnbürste oder einem Bleistift zwischen Zähne zu nehmen

Die Arme einfach locker hin- und herschwingen
Sich selbst zuwinken
Die Angst sinnbildlich nehmen und über die Schulter werfen

Schöne Gerüche von hochwertigen ätherischen Ölen, unterschiedlich für Schlafzimmer (beruhigend) und Wohnräume (belebend, stimmungserhellend), Kissen- oder Raumsprays (z.B. von Primavera oder doTerra), sind in Bioläden oder manchen Apotheken erhältlich.

Antje Stengel Halbach

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